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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

II.

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Gesegnet sey der Tag, das Jahr, die Stunde,

     wo sie in jenes schönen Frühlings Wehen
     mein blaues heitres Aug zuerst gesehen;
     wo ach! mein Herz zuerst die tiefe Wunde
Empfangen, ich zuerst an ihrem Munde

20
     nach himmlisch süßem, seligem Erflehen,

     auf diesen freundlichen besonnten Höhen
     geweihet ward der Liebe schönem Bunde!
Gesegnet alle thränenschweren Klagen,
     die ich um sie, in unbesuchten Hainen

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     den aufmerksamen Nymphen oft gesungen!

Denn, alles würd’ ich für die Theure wagen;
     wes Augen um ein solches Mädchen weinen,
     der hat des Erdenglückes Ziel errungen.

Nach Petrarcas 47stem Sonnet.


III.

Wenn in das Meer der goldnen Sonnenwagen

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     hinabsinkt, und die braune Nacht den Schleyer

     auf Wald und Fluren deckt, tönt meine Leyer
     auf ungehörte, bange, bittre Klagen!

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_376.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)