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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

An meinem armen jungen Herzen nagen
     dann stille Leiden ungestörter, freyer;

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     mich hört sie nicht; und ihr geliebter Treuer

     kann seines Kummers Lasten nicht mehr tragen.
Dann ist der Himmel ihm, die Welt, die Erde,
     das schöne Thal, und die beblümten Fluren,
     wo er sein liebes Mädchen sah, zuwider;

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Ihn flieht der Schlaf; er ruft dem Morgen: Werde!

     der Morgen kommt, und die geliebten Spuren
     sucht er umsonst, und weinet Klagelieder.

Nach Petrarcas 187stem Sonnet.


IV.

Wird je für mich der goldne Morgen blinken,
     der mit der Liebe Fesseln uns umwindet?

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     der ewig, Mädchen, mich mit dir verbindet?

     an dem, entzückt an deine Brust zu sinken,
von deinen Lippen Götterglück zu trinken,
     aus Rosenwolken mir sein Stral verkündet?
     hochlodernd Hymens Fackel sich entzündet,

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     und gürtellose Grazien mir winken?
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_377.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)