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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

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Mich ewig täuscht, sich gegen mich verschworen,

     im Bund’ mit meinem traurigen Gestirne
     mein Herz ermattet, und mein krank Gehirne
     zum Spotte macht für schön geputzte Thoren!
Kaum stralet an des Laxbergs nackter Scheitel

150
     der erste Blick der reinen Morgensonne,

     so täuscht sie mich, ach! mit Elisens Bildniß!
Ich wähne, sie zu sehn; mein Wahn ist eitel;
     das Bild verschwindet, mit ihm meine Wonne,
     und ich, ich tappe in des Grames Wildniß.

XII.

155
Ach! meine Kraft sinkt schon hinab zum Grabe!

     wohl mir! es trüben sich schon meine Sinnen,
     und gerne eilt mein matter Geist von hinnen,
     auf daß er sich am Quell der Freuden labe.
Mein Loos war Gram; und Kummer meine Habe;

160
     ich sah des Lebens schönes Bild zerrinnen,

     ach! meine Thränen mußten ewig rinnen,
     und Schwermuth nur war meines Schicksals Gabe.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 383. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_383.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)