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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

     Dieser milde Anflug zarter Röthe,
Junger Pfirsich-Blüthenknospe gleich,
O, an jeder Anmuth endlos reich –
Mischt sich mit der Schwanenweiße Pracht,

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Die auf deiner Wange lieblich lacht.


     Allverlohren steh’ ich oft, und staune:
Ob du sterblich seyst? – ob, Göttinn, du
Eilend flohest des Olympus Ruh,
Um ins Herz der Sterblichen hienieden

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Auszuströmen deinen stolzen Frieden.


     Göttinn! deines Zwecks hast du verfehlet.
Dieser Glanz, der allumstralt dein Haupt,
Hat den Sterblichen die Ruh geraubt;
Nimmer, nimmer wird sie friedlich kehren,

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Wenn du uns enteilst in höhre Sphären.


     Dir, du Himmlische, dir tönen Lieder
Aus dem Munde höh’rer Wesen stets.
O! verachte drum nicht des Gebets
Heiße Flamme, die dir feurig lodert,

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Endlos deinen holden Anblick fodert.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_389.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)