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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

ließen sie unversucht, kein Laster ungethan, um ihrer los zu werden; half nichts mehr, so half der italiänische Dolch. Niemand wußte diesen ihren Sinn besser zu benutzen, als Crescentius, ein schlauer Bösewicht, aus einer vornehmen römischen Familie. Schon unter Otto dem zweiten fieng er öfters Empörungen an; allein, anfänglich hielt ihm die toscanische Familie das Gleichgewicht, und nachher verhinderten Adelheid und Theophania durch ihre häufige Gegenwart in Rom, daß seine Unruhen nie sehr furchtbar werden konnten. Jetzt aber begann er seine Empörungen von neuem. Otto eilte nach Rom und stillte sie durch die Milde und Klugheit seines Geistes. Einen solchen deutschen König hatten die Römer noch nicht gesehn, der schöne Jüngling schien ihres Gleichen zu seyn. Mit einer Feinheit und Kultur, wie wenige unter ihnen sie besaßen, verband er deutsche Treue und Unschuld und liebte die Unwürdigen unaussprechlich. Es mußte ihrer Eitelkeit schmeicheln, wann sie ihm seinen geheimen Plan abmerkten,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 402. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_402.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)