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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Die Welt blieb freilich stehn, aber in Otto’s Seele ward es immer schwärzer: kein Mensch hatte Rath, kein Arzt Mittel gegen seine Krankheit. Endlich wußte ihn Stephania, die Gemahlinn des hingerichteten Crescentius, mit welcher er nach dem Zeugniß einiger Schriftsteller der Liebe soll genossen haben, zu überreden, daß er sich ihrer geheimen Heilkunde anvertraute. Er soll ihr versprochen haben, sie zu heirathen, und dennoch schickte er jezt eine Gesandtschaft an den griechischen Kaiser und ließ um dessen Tochter werben. War es dies, oder wollte sie den Tod ihres Crescentius rächen, genug, sie war nach einer allgemeinen Sage in Deutschland und dem Zeugniß vieler italiänischen Schriftsteller die Ursache vom Tode des Kaisers. Eines Tages schickte sie alle Wache hinweg, unter dem Vorwande, sie sollten ihr schnell eine frische Rehhaut bringen, wodurch ihr Herr bald würde geheilt werden. Unterdeß träufelte sie Gift in die Medizin und Salbe. Kaum hatte man ihr die Haut gebracht, so entfernte sie sich, indem sie vorgab, sie müsse zu einem ihrer

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_411.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)