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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

Denn, daß du Ehre hast, das glaub’ ich immer noch;
du prahlst zum wenigsten so oft mit Ehre;
mich sähst du gerne iezt beym heiligen St. Roch,

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damit er mir das Sprechen nur verwehre:

allein, das hilft dir nichts; die Heiligen im Himmel
bekümmern sich wohl nicht um deine Kindereyn;
die Sorge hast du selbst, dich hier aus dem Getümmel,
so gut es angeht, zu befreyn.

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     Indessen soll’s dir doch bey mir so schwer nicht werden;

ich geb’ es zu, das größte Glück auf Erden
ist deiner Freuden himmlischer Genuß;
ist ach! ein seelenvoller Kuß,
sind jugendliche schöne Wangen,

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an denen Wollustthränen hangen;

ist der Umarmung lang’ erharrter Augenblick,
um den selbst eine Heilige zurück
gern aus dem Paradiese käme,
und was ihr dort kein heiliger Johann,

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kein Franz, kein Anton geben kann,
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_006.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)