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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

      Und dennoch nehm’ ich die Beschuldigung zurück,
wenn du im Stande bist, mir bald ein Weib zu zeigen
vor deren mächtgen Zauberblick
Spott und Verachtung plözlich schweigen;

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ein Weib, so reizend, wie du einst

dem Meer, der Göttinnen allmächtigste, entstiegest,
die so, wie du in dir Reiz, Schönheit, Macht vereinst,
die so, wie du die Herzen schnell besiegest,
die gleich besiegt, die gleich vollkommen ist;

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der Paris auch den Preis gegeben hätte,

der zu gefallen, ich für meines Lebens Frist
sehr gern des ewigen Dienstes Kette
ertragen würde; die, was Lyden schön,
was Chloen reizend macht; wonach die Künstler spähn,

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in sich allein vereiniget; die Lieder,

wie sie Petrarca seiner Laura sang, verdient;
aus deren Augen, gleich dem Blüthenregen, nieder
Entzückung träufelt; der die Wiese schöner grünt,
der Himmel reiner lacht, die Weste leiser spielen,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_011.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)