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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

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Nein, mit nichten! mag es draußen stürmen,

Inn’re Seelenruhe wird den Held
Mit der himmlischen Aegide schirmen,
Unter Trümmern einer halben Welt! –

Laß die Tadler deine Thaten schmähen,

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Sie beleben deines Daseyns Pfad.

Manche Rose blüht dem ungesehen,
Dessen Fuß noch nie auf Dornen trat.
Kleiner Zwist verbreitet auf des Lebens
Wegen einen sanften Flimmerschein;

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Er beweis’t uns, daß wir nicht vergebens

Hier durchwandelten des Daseyns Reih’n.
Manche hohe Wahrheit lag begraben,
Hätte Luther nicht einst Muth gefaßt;
Wer den Beyfall einer Welt will haben,

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Wird von edlen Seelen oft gehaßt! –


Immer mit dem breiten Strome schwimmen,
Ist das Antheil kleiner Seelen nur.
Höhre Pfade muthig zu erklimmen,
Zu erspäh’n die Werkstatt der Natur,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_023.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)