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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

Den Trieb, ohn’ Eigennutz die Wahrheit zu umfangen,
An ihrer Brust durch eine Ewigkeit
In nimmersatter Lust zu hangen;

225
Dem jener andre Trieb in immer offnem Streit

So oft die keke Stirne beut,
Der Trieb, das Nützliche fürs Gute sich zu wählen,
Mit erdgesenktem Angesicht
Dem Reizenden allein sich zu vermählen,

230
Geblendet durch ein Irwischlicht,

Statt Wahrheit sich der Wahrheit Schatten
Und einem Trugbild sich zu gatten.
     Doch ist es nicht des Kampfes Gluth
Was zu den Sternen stets den Siegenden gehoben?

235
Es wächst an dämmender Gefahr der Muth,

Und Schwierigkeit muß ihn erproben;
Hier keimen deiner Ehre Lorbeer’ auf;
Hier sprossen dem Verdienste seine Saaten.
Oft flügelte zu nachruhmswerthern Thaten

240
Der tapfre Gegenkampf den kühnen Geist hinauf.

Die Götter fehlen nicht; sie können niemals fehlen;
Gezwungen zur Vollkommenheit,
Der Mensch allein, der Sterbliche kann wählen,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_038.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)