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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

selbst in den Volksmythen verbannt war. Nur die Gewohnheit, solche Geschichten von Kindheit an neben den Ammenmährchen von Unholden und Kobolden so gehört zu haben, macht es begreiflich, wie selbst bey unsern weit gebildeteren sittlichen Gefühlen die Unmöglichkeit davon nicht jedermann beym ersten vernünftigen Anhören ins Auge fällt. That nun aber Samuel das alles, was uns bey dem Charakter dieses Jünglings schauern macht, unter einem Volk, wo er den Befehl dazu sogar der Volksgottheit zuzuschreiben wagen durfte, so ist dann allerdings Samuel selbst dadurch, daß er es thun konnte, bey einem Beurtheiler, welchen Menschenkenntniß Billigkeit lehrt, bey weitem nicht so schwarz, als mit eben diesen Handlungen er als Grieche, oder gar als unser Zeitgenosse uns erscheinen müßte. Der Grieche würde ihn einer härteren Strafe, als die den Orestes verfolgt hat, würdig finden. Nach dem Grad der Sittlichkeit aber, welchen man unter den damaligen Hebräern annehmen darf, kann Samuel gegen Eli

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_110.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)