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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

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sucht, der Lüsternheit des Gaumen den möglich freisten Spielraum zu lassen, und dabey doch der Gesundheit zu schonen. Es kommt also sowohl in der Tonkunst als in der Heilkunst, und mit einem Worte überhaupt bey allen göttlichen und menschlichen Dingen, alles auf die Kenntniß und richtige Behandlung des doppelten Amors an. Denn dieser ist überall. Selbst in der Beschaffenheit der Jahreszeiten zeigt er sich. Herrscht nämlich der bessere Gott in der Natur, zwischen Wärme und Kälte, zwischen Trockenheit und Feuchtigkeit, so daß Harmonie und gemäßigte Mischung derselben entsteht: so sehen wir Fruchtbarkeit und Gesundheit, und allgemeines Gedeihen für Menschen, Thiere und Pflanzen. Hat aber der andere Amor in den Jahrszeiten die Obergewalt, so wird alles zu Grunde gerichtet; es entstehen Seuchen und allerley bösartige[1] Krankheiten für Thiere und Pflanzen. Auch Reif und Hagel und Fruchtbrand entspringen aus einer unmäßigen


  1. Ich nehme ανομοια in dem Sinne, den ihm Eryximachus oben (XII, 3) durch den Gegensaz selbst gegeben hat, wo es ganz offenbar ist, daß er nicht Unähnlichkeiten überhaupt sondern ανομοιον τῳ ὑγιει versteht, weil sonst das το ανομοιον ανομοιῳ επιθυμει das gerade Gegentheil von dem ausdrücken würde, was er damit sagen will.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_205.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)