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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

er nur jemand hat, mit dem er sprechen kann, zumal einen so schönen Mann. Ich höre zwar immer Sokrates Unterredungen mit Vergnügen, aber mir liegen jezt Amors Lobreden gar zu sehr am Herzen, ich muß also auch euren Beytrag noch eintreiben. Habt ihr beide dem Gott diesen Tribut bezahlt, dann mögt ihr sprechen, soviel ihr wollt.


Agathon.

Es ist auch wahr, Phädrus! ich will mich nicht länger abhalten lassen. Mit Sokrates kann ich ja auch nachher noch lange sprechen.

Um mich aber recht gründlich über meinen Gegenstand zu verbreiten, will ich euch vor allen Dingen meinen Plan vorlegen. Soviel ich urtheilen kann, haben meine Vorgänger sämtlich übersehen, daß sie eigentlich nicht den Gott, sondern nur die Gaben dieses Gottes und das Glück, das wir durch ihn empfangen, gerühmt, und über den Gaben den Geber selbst im eigentlichsten Sinn vergessen haben. Gleichwohl giebt es überall nur Eine Methode, einen Gegenstand, von welcher Art er auch sey, richtig zu behandeln. Man muß über ihn selbst und über seine Eigenschaften erst im reinen seyn, ehe man anfangen kann, von seinen Wirkungen zu sprechen. Meine erste Pflicht wird es also seyn, den Gott der Liebe selbst und seine Eigenschaften zu schildern, und dann erst,

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_221.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)