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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

IV.
An ** wegen eines Vorwurfs über Liebe


Jüngling, willst du mich verdammen?
Jüngling, hast du nie geliebt?
Loderte in gleichen Flammen
Nie dein Herz mit der zusammen

5
Die des Himmels Vorschmack giebt?

O so schweig! Vermag dem Kranken
Aller Freuden Götterwein –
Göß auch Hebe selbst ihn ein –
Ungekostet, die Gedanken

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Seines Trübsinns zu zerstreun? –


Mich verdammen? – Jüngling, weine!
Denn noch lacht kein Morgenroth
Deinem Lenz mit Purpurscheine,
Da den Kelch von diesem Weine

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Dir noch nie die Göttin bot.

Unter Winternächten starrend,
Schlummert deiner Freude Land
Kaum geahndet! Auf die Hand
Einer mildern Allmacht harrend,

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Die des Nebels Nacht verbannt.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_235.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)