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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

Wenn unsrer eig’nen Brust die Lebenskraft
versagt, dann ists oft gut, dem weiten Meer
der Welt sich hinzugeben – wo die Fluth

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uns auswirft ruhig abzuwarten, ob

vom ewig regen Busen der Natur
der stets in neuen Formen wechselnd schwillt,
auch unser Herz ein neues Glück ergreift.
Und so – so ists mit mir. Verlangend strebt

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Mein Busen nach der unbekannten Welt

die träumend mich in hohen Bildern oft
begrüßt. Aus unermeßnen tiefen Schlünden
von Felsen die sich drohend neigen, aus
der weiten Meeresfläch’, aus dunkler Nacht

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verwachs’ner Haine, schwebt der Geist verjüngt –


Lidia.

Wie schmerzlich sehnend wird mein Sinn dir folgen
Ach selbst vergebens wird die Fantasie
mit ihren Zauberschlingen dich umwinden,
nicht irgendwo vertraulich bey dir weilen –

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Die Ferne hüllt sich mir in tiefe Nacht
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_259.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)