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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

groß, die sie nicht übernähmen, bereit dem Tode selbst entgegen zu gehen, wenn es darauf ankommt, dieses Gut zu erreichen. Würde wohl Alceste für Admet gestorben, Achill dem Patroklus im Rächertode gefolgt, Kodrus der Herrschaft seiner Söhne durch einen freiwilligen Tod vorangegangen sein: hätte nicht sie alle die Hoffnung geleitet, in dem unsterblichen Andenken an ihre große That, das ihnen auch nun wirklich gefolgt ist, sich selbst zu überleben? Ganz gewiß nicht. Ich bin vielmehr überhaupt überzeugt, daß nichts anders als die Unsterblichkeit großer Handlungen und die Begierde nach dem Ruhm sie gethan zu haben, die allgemeine Triebfeder ist, die bei allen alles wirkt: und zwar am stärksten bei den edelsten; denn es ist edel, nach Unsterblichkeit ringen. Aber dieses allgemeine Streben nach Unsterblichkeit äussert sich auf verschiedene Art. Einige Menschen, bey welchen mehr körperlicher Bildungstrieb herrscht und die eben darum eine stärkere Neigung gegen das weibliche Geschlecht fühlen, hoffen Unsterblichkeit, Nachruhm und Glückseligkeit durch Kinderzeugen zu erlangen. Andere, bei welchen sich mehr geistiger als körperlicher Bildungstrieb zeigt, fühlen mehr einen Drang, etwas zu erzeugen, was der Natur des Geistes gemäß ist, das heißt, was auf Weisheit und Tugend Beziehung hat. Zu diesen gehören

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_352.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)