Seite:De Neue Thalia Band2 373.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

Da es auch auf diesem Wege nicht gehen wollte, so dachte ich meinen Angriff geradezu zu machen, entschlossen, da ich einmal den ersten Schritt gethan hatte, nicht auf halbem Wege stehn zu bleiben. Höret also jetzt, was ich anfieng. Ich bat ihn zum Abendessen, gerade so, als wäre ich der Liebhaber, der auf seinen Liebling einen Anschlag hätte. Er schlug meine Einladung aus, ließ sich aber einige Zeit nachher doch dazu bewegen. Er kam; aber kaum hatte er abgegessen, so eilte er wieder davon. Die Schaam hielt mich diesmal zurück; ich ließ ihn gehen. Da ich aber denselben Anschlag zum zweytenmal auf ihn gemacht hatte, suchte ich das Gespräch bis in die tiefe Nacht zu verlängern, und nöthigte ihn dann zu bleiben, unter dem Vorwand, daß es zu spät sey. Er blieb, und legte sich auf dem nämlichen Kanapée, auf dem er gespeist hatte, dicht neben dem meinigen nieder. Niemand ausser uns beiden schlief in dem Zimmer. – Bis hieher ist meine Geschichte ehrbar genug, um mit Anständigkeit vor jedem Ohr erzählt zu werden. Die Fortsetzung aber würdet ihr schwerlich erfahren, wäre nicht, nach einem bekannten Sprichwort,

– – der Wein bey Kindern und Alten wahrhaftig.

Doch glaube ich, auch der gerechten Sache es schuldig zu seyn, daß ich in meiner Lobrede auf

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_373.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)