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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

widerfahren zu lassen. Ihm allein habe ich meine Rettung in dem Treffen zu danken, wegen dessen mir die militärischen Ehrenzeichen von den Heerführern zuerkannt wurden. Er blieb bei mir, da ich verwundet ward, und rettete mir zugleich Rüstung und Leben. Damals, Sokrates, verlangte ich auch, die Heerführer sollten dir die Ehrenzeichen ertheilen. – Auch diesen Umstand wirst du eben so wenig für eine Lüge auslegen, als mir deshalb etwas zum Vorwurf machen können! – Allein da die Heerführer, in Rüksicht auf die Stelle, die ich bekleidete, die Ehrenbezeugung mir zutheilen wollten, da warst du sogar noch mehr als die Generale selbst dafür, daß sie mir, und nicht dir, ertheilt werden sollte. – Merkwürdig, ihr Männer! war es ferner, den Sokrates zu sehen, da unsre Armee bei Delium weichen mußte. Ich war dabei unter der Reiterei; er hingegen unter dem Fußvolk. Er zog sich mit Laches zurük, da unsre Leute schon zerstreut waren. Von ungefähr traf ich zu ihnen. Sobald ich sie erblikte, rief ich ihnen zu, sie sollten guten Muths sein, und versicherte, sie beide nicht zu verlassen. Ich war zu Pferde, und war eben darum weniger in Furcht. Hier lernte ich aber den Sokrates von einer noch weit vollkommnern Seite kennen, als selbst bei Potidäa. Er hatte nicht nur bei weitem mehr Gegenwart des Geistes als Laches, sondern

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_380.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)