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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

Fioretta hielt mit kindlicher Zärtlichkeit ihren Vater umschlungen, die Seelen waren gestimmt zu hoher, unschuldiger Freude. Der gute Alte erwartete seinen Sohn aus Palermo zurück, wohin er ihn in einer wichtigen Angelegenheit geschickt hatte, und es war ihm den ganzen Abend über so wohl gewesen, als hätte er die beste, schönste Handlung seines Lebens noch einmal glücklich ausgeübt. Don Francesco hatte geschrieben, er wolle unfehlbar die Stunde der Mitternacht im Schlosse seines Vaters schlagen hören, alles war bereit ihn auf das feierlichste zu empfangen. Die sämmtliche Dienerschaft hatte sich schon auf dem Hofe versammelt, die Thurmwächter standen mit brennender Lunte, um durch den Donner der Kanonen die schlummernde Nachbarschaft von der erfreulichen Ankunft ihres jungen Gebieters zu benachrichtigen. Ein großes Feuer brannte in der Mitte des Burgplatzes und alle finstern Thorgewölbe waren durch hellflammende Pechkränze erleuchtet.

Weil Don Francesco aber wohl noch eine Stunde ausbleiben konnte, so lagerte sich Dienerschaft und Besatzung um einen unbekannten Wanderer, der durch sein liebliches Harfenspiel die Erlaubnis gewonnen hatte, auf der Burg so lange auszuruhen als es ihm gefallen würde. Eine wunderbare Begeisterung hatte ihn jezt ergriffen, er stürmte gewaltig durch die Saiten seiner Harfe, aber sie

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_388.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)