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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

Bianca.

Der Dom! Ach, hätte ich ihn doch nie gesehen! – aber vergeben Sie, lieber Vater, warum haben Sie die fatalen Ruinen nicht längst schon dem Boden gleich machen lassen?

Es rauschte, Bianca sah sich um, eine schwarze Gestalt winkte ihr am Ende des Ganges, sie erblaßte und sank ohnmächtig zur Erde. Graf Campobello richtete sie auf, Todeszüge bedeckten ihr Gesicht, ein schauerhaftes Zucken durchfuhr ihren ganzen Körper. Fioretta wollte um Hülfe rufen, aber noch ehe sie das Seil der Glocke erreichen konnte, erhohlte sich Bianca, seufzte tief, entschuldigte sich und erzählte bald weiter, nachdem sie vorher die Thüre des Zimmers angeschoben hatte.

Bianca.

Ich trat mit ehrfurchtsvollem Schauern in den feyerlichen Dom, der oben durch eine meisterhaft angelegte Kuppel ein gewisses romantisches Licht erhielt, welches ich nur hier allein gesehen habe. Die Sonne hatte sich schon größtentheils verloren, aber ihre lezten Strahlen schossen aus einem schwarzen Gewitter-Horizont empor, fürchterlich wie eine nächtliche Feuersbrunst. Vielleicht hatte dieser Umstand Einfluß auf das wunderbare Helldunkel,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 399. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_399.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)