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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Hinter dem Planart geht man wieder zwischen Tannen fort. Große Stücke zertrümmerter Felsen vertreten bisweilen die Stelle der Stufen, aber der weiteste Schritt reicht kaum an sie hin. Alsdann bietet der Führer hülfreich die Hand, und der lange, mit Eisen beschlagene Stab, den man bey diesen Bergreisen mitnimmt, hebt und stüzt den Körper. Nicht weniger beschwerlich machen die entblösten Baumwurzeln den Weg. Je höher man kommt, desto jäher wird der Pfad, desto stärker wurde der Wind. In sein Brausen hallte das stärkere Geräusche der Gletscherwasser mit ein. Nur die Hoffnung, bald an das Eismeer zu gelangen, erleichterte die sich mehrenden Beschwerlichkeiten, und der wiederholte Rückblick in das tiefere Thal machte das Einförmige des Wegs erträglich. Jezt, nachdem wir ungefähr drey Stunden gegangen waren, sahn wir die ersten lebendigen Geschöpfe, Ziegen, welche den Berg herankletterten. Hier hatte ich Gelegenheit, die Kühnheit dieser Thiere zu bewundern, denen kein Ort unwegsam ist. Ganz unerschrocken standen sie auf den glättesten, abhängigsten Felsenstücken, manche machten diese sogar muthwillig zu ihrem Kampfplatze. Wir drehten uns nun rechts um den Rücken des Bergs. Die Bäume hörten auf, das Thal schwand aus unserm Gesichte, ein weicher Rasenplatz,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_024.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)