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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Alle Obelisken und Pyramiden, welche unter den Händen von hunderttausend Menschen ehmals in Aegypten langsam aufwuchsen, alle Wasserfälle, welche die Kunst der Natur mühsam nachäfft, sind ein Kinderspiel gegen diese Granit Spitzen, gegen diese Felsenmauern, gegen diese schäumenden Catarrhacten. Ehrfurchtsvoll erhebe ich meine Blicke zu deinem erhabensten Werke, o Natur, das mein Auge nicht umfassen kann. Nachdem wir zum Fuße des Montanvert, unversehrt zwar aber ganz erschöpft, herabgekommen waren, mußten wir erst einen großen Umweg nehmen, um über die Brücke des Arveiron, an dem andern Ufer desselben zu seiner Quelle zu gelangen. Ein Tannenwäldchen deckte uns eine kleine Weile vor den Strahlen der Mittagssonne, der wir den ganzen Weg herunter blosgestellt waren. Ungeheure Granitblöcke liegen vor dem Eisgewölbe, der Quelle des Arveiron, her; ihre Menge ist so groß, daß man eine Stadt daraus bauen könnte; es sind die Trümmer eingestürzter Felsen, vom vordringenden Eise des Gletschers des Bois bis hieher getrieben. Wir sprangen, auf unsre Stöcke gestützt, von einem zum andern, und setzten uns vor der Quelle nieder. Unvergeßlicher Anblick! Hier erhebt sich der Dru in seiner größten Majestät zwischen dem Montanvert und Bochard empor, 8532 Fuß erhaben über uns. Breite Felsenwände

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_031.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)