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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Szene zu einer sanftern Natur! Wie der Seele die Ruhe nach dem Sturme der Leidenschaft wohlthätig ist, so erfreulich ist der Anblick des stillen Cheder Sees nach dem Anstaunen des unruhigen Wassersturzes. Nur wenige Schritte bringen vom lermenden Strome zu einer murmelnden Quelle. Ihr helles Wasser rieselt über grüne Wiesen, und sammelt sich in einem Teiche, dessen Ufer mit fettem Grase eingefaßt sind. Bäume stehn einzeln und in kleinen Haufen um ihn her, und spiegeln sich auf seiner grünen unbewegten Fläche. Nichts stört hier die aufsteigenden Wünsche, nichts die süßen Träume, in welche die Stille an diesem See versenkt. Denn die niedrigen Hügel, die ihn umschließen, machen das Rauschen der Arve weniger hörbar, an welches das Ohr ohnehin schon gewöhnt ist. Hier war mir unaussprechlich wohl; von keinem Orte schied ich so ungern, und ich dankte dem Herrn Bourrit, daß er ihn zuerst den Reisenden bekannt machte. „Das Wasser des Teichs ist hell, sagt er, das glänzende Grün der Ufer mahlt sich darinnen mit zarterer Farbe, die Bäume verdoppeln sich darinnen, und die versilberten Gipfel des Montblanc zeigen sich mit unbeschreiblichen Schönheiten. Dieser verschiedene Anblick, das Erfrischende des Orts, die Stille, welche nur durch Zephyre unterbrochen wird,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_039.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)