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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Mimer. Mit Feuereyfer, nicht wahr?

Balder. Heftig wurde er meistens, aber das ist seine Art.

Mimer. Diese Entschuldigung hört man jetzt häufiger als sonst, und dieses ist eine meiner Klagen gegen unser Zeitalter, daß man zu glauben scheint, der Mensch müsse so seine Art haben, und sich nicht nach dem Leisten eines moralischen Compendiums richten. Diese Nachsicht gegen Eigenheiten, die nicht thätig gegen die jetzige Verfassung streiten, bereitet den Menschen zu, ein Spiel für diejenigen zu werden, die sich derselben zu ihrem Vortheil zu bedienen wissen. Wenn dieser Entschuldigung noch in unserer Erziehungslehre gehuldigt wird, wie die Eigenheiten, die sich die Anführer der neuen Pädagogensekte erlauben, gar nicht zweifeln lassen,[1] so fürchte ich, daß die meisten unserer künftigen jungen Leute hinlänglich vorbereitet sind, um ein Fang für die immer mehr einreissenden geheimen Gesellschaften zu werden.

  1. Von welchen hier die Rede seyn kann, die sind wohl schon todt.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_063.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)