Seite:De Neue Thalia Band3 071.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

und ihr würdet dann wohl gefunden haben, daß ein jeder von euch recht haben könne, nachdem ihr diesen Begriff bestimmtet. Oder ist es wirklich geschehen und du hast mir es nur nicht gesagt?

Balder. Nein, wir kamen zu bald tief ins Gespräch, und dann dachte ich selbst, es könne hierüber wohl keine Verschiedenheit unter uns statt finden. Denn ich, und ich glaube jedermann, denkt sich unter einem Zeitalter, die Handlungsweise der meisten in einem Zeitraum von 30 bis 50 Jahren lebenden Menschen, im Verhältniß zu seiner Vorstellung, wie die Menschen handeln sollten.

Mimer. Ganz gut! aber eben in diesen Verhältnissen liegt die Verschiedenheit. Man kann die Menschen einzeln betrachten, um zu sehen, ob sie gut oder schlimm sind, und die Menschheit im Ganzen, ob sie sich eine solche Verfassung gegeben hat, dadurch die bessern auch die glücklichern sind. In ersterer Rücksicht vergleichen wir die Menschen fast immer nur mit unserm Ideal, nach dem wir sie gebildet haben wollen; in der zweiten betrachten wir uns voraussetzungsweise als ganz tauglich zur Erfüllung ihrer Gesetze und ganz passend für ihre Verfassung, und prüfen, ob wir dann das Ideal, nach dem wir

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_071.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)