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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Man findet auf dem Wege nach dem Vesuv einen Ruhepunkt – eine Einsiedeley, die an der äussersten Gränze der kultivirten Region liegt. Bis dahin geht der Weg nicht sehr steil Berg an. Man steigt zwischen Weingärten empor. Du kennst die italiänische Art: die Reben sind an Pappeln hinaufgerankt, und ziehen sich in der Höhe von sechs Schuhen von einem Baume zum andern. In der Nähe giebt dieß einen gefälligen mahlerischen Anblick, und in der Ferne hat eine solche Gegend das Ansehn eines dichten Waldes vom lebhaftesten Grün. So zeigte sich uns das Thal, das von Neapel aus sich gegen die nordöstlichen Berge erstreckt: aber wir genossen hier nicht völlig die Aussicht, die in jedem neuen Standpunkt neue, immer abwechslende Reize gewährt; denn der Himmel war etwas umwölkt. Aber der Vesuv zeigte, unumnebelt, seine kahle Seiten, und dieß war für unsern gegenwärtigen Zweck die Hauptsache.

Noch ehe man zur Einsiedeley gelangt, geht der Weg über eine Strecke, wo die Lava in die bebauten Fluren eingreift; und die schwarze, unfruchtbare Masse macht mit der lebendigen Natur, die sie von allen Seiten einschließt, einen fürchterlichen Kontrast. Man wird von einer sonderbaren Empfindung ergriffen, beym

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_242.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)