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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Kein Stab, selbst die Hände nicht, gewähren eine sichere Hülfe, weil nirgends fester Boden für den Einen, nirgends eine hervorragende Masse zum Anklammern für die andre ist. Nur im schnellen Emporsteigen ist Sicherheit, und doch ists unmöglich, mehr als vier Schritte zu thun, ohne durch einen Athemzug den gespannten Muskeln für einen Augenblick Ruhe zu geben. Da ich an dieser Fläche hieng, schien mir die Unmöglichkeit, die Spitze zu erklettern, so erwiesen, daß nichts mich abhielt, zurückzu bleiben, als die Schaam vor meinem Begleiter, und der stolze Gedanke, vielleicht der Einzige zu seyn, der in dieser Richtung den Berg erstiegen hätte.

In dieser Lage verließ uns die Sonne. Es war unmöglich, das Schauspiel ihres Niedergehens zu genießen, weniger, weil es abschreckend war, in die Tiefe und in die Verwüstung hinab zu blicken, die unmittelbar unter unsern Füssen lag, als weil es unsicher und gefährlich gewesen wäre, einen Augenblick die Stellung zu ändern. Ich sah nichts als den Fleck, wo ich mit Händen und Füßen mich anklammerte, ausser wenn ich die Augen hob, um den Steinen auszuweichen, die unter den Füßen des Cicerone weg gegen mich herunterstürzten, oder um die emporsteigende

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_246.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)