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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

der helvetischen Freyheit. Oft überraschte mich hier die Mitternacht in meinem Enthusiasmus, und die glühende Scheibe des Monds winkte mir zu einem kühnern Blick in das unermeßliche Sternenheer. Wie ich dann so stolz ward, wie ich so lebendig fühlte, es sey etwas Großes und Erhabenes ein wahrer Mensch zu seyn, und wie ich auf die Brust schlug, und schwur alles anzuwenden, um es zu werden, wie ich vor Freuden weinte, den Berg herabstürmte, die majestätische Reihe zusammengedrängter herrlicher Natur durchflog, wie mir das Herz hüpfte und pochte von seltenen Gefühlen, nie empfundenen Ahnungen!

Gern möchte ich dir noch ein paar Worte sagen von unserm lieben traulichen Rauthal, und von dem sanften Gemurmel womit sein kleiner Wasserfall meine stürmenden Gefühle einlullte; aber ich muß mich endlich losreißen von meinen Lieblingen.


Ich hatte nie Klöster gesehen und suchte mir also in Erfurt diesen merkwürdigen Gegenstand recht anschaulich zu machen. Die Carthäuser zogen mich zuerst an sich; ihr Orden schien meiner Melancholie zuzusagen und ich freute mich recht darauf im dunkeln Kreuzgange ein schauerliches Memento mori zu hören. Allein

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_265.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)