Seite:De Neue Thalia Band3 279.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

durchdringend, sein Geschmack fein, seine Phantasie weltenschaffend war? Dichter und Mahler dürfen schlechterdings nicht mittelmäßig seyn.

Die Würde und Majestät welche ich in dem Altargemählde vermißt hatte, fand ich nun in dem prächtigen Tableau, welches Natur und Kunst in der Gegend um Heidelberg entwarfen, und wovon man auf dem Altan des Schlosses äusserst angenehm überrascht wird. Da steigt zur Rechten der vom Blitz zerschmetterte Haupt-Thurm des Schlosses empor, zur Linken ruht das Aug auf Riesenmauern, sinkt dann hinab in die Tiefe, sieht eine schöne, große Stadt voll Leben und Thätigkeit, den Neckarstrom wie er über sein Felsenbett dahinschäumt, und wie sich eine königliche Brücke über ihn wölbt; erhebt sich nachher wieder und kann sich nicht sättigen an dem Anblick einer Kette schöner Weingärten und waldbekränzter Hügel und Gebürge.

Ueber den Strom weg, links, auf der Spitze des höchsten Berges, ragen Ruinen aus dem Dickigt des Waldes hervor, wovon du bald mehr hören wirst. Jetzt folge mir in den Schloßgarten; er war einst berühmt wegen seiner Größe und Schönheit und gehört nun in die Reihe jener zertrümmerten Monumente, welche St. Pierre in seinem

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_279.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)