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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

seiner merkwürdigsten Seite, für wenige scheint sein Herz geschaffen; er blüht wie eine köstliche Blume in der Einöde, tausend Wandrer eilen an ihr vorbey, aber wer da sucht, der findet!

Womit ich mich jetzt beschäftige, kannst du dir leicht vorstellen. Was mich dann aufmuntert, sind die Männer des Alterthums, und unter den Teutschen, Luther und Hutten. Mit ihren Denkmalen schließe ich mich ein in meine Kammer, oder irre umher auf den Gebürgen, zuweilen kämpfend mit Schwermuth, öftrer versunken in Ahndungen einer bessern freudenvollern Zukunft. Neulich fand ich süßen Trost in einem Briefe, womit ein deutscher Mann, der schon jetzt im Tempel der Unsterblichkeit steht, mich beschenkte. Die Stelle heißt: „Ihrer Begierde, sich auszuzeichnen durch Bestrebung nach Großem, wünsche ich nur günstige Umstände. Die Vorsehung würde Sie nicht so weit geführt haben, wenn sie solche Anlagen und so ein Herz nicht zu etwas anzuwenden vorhätte. Es ist doch nun die Zeit einer Crise in vielem: die Staaten sind erschüttert; es kämpft vielfältig Freyheit mit Knechtschaft; die Religion ist in einer solchen Lage, daß, nach dem Willen des Vaters der Menschen, entweder ihre Fackel bald erlöschen, oder mit neuem reinen

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_282.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)