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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.

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Sie sah den Gott und blieb wie angewurzelt stehen,

Und konnte sich nicht satt am schönen Schauspiel sehen;
Durch ihre Adern zückt der Wollust süsse Pein,
Zum seelenwechselnden zum innigsten Verein
Pocht an die volle Brust ihr höher das Verlangen.

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Sie will und kann nicht fliehn: Auf einmal, wie der Wind

Die Rose fächelt, wehet lind
Ihr Kuß auf Poros Rosenwangen:
Schon ist der Gott erwacht und hält sie froh umfangen,
Und drückt mit ungestümmer Lust,

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Zu welcher Wonn’ erwacht! sie feurig an die Brust,

Und in Entzückungen sind beyde jetzt verlohren:
– Die süsse Stunde hat der Liebe Gott gebohren.

*     *
Dich soll ich jetzt besingen,

Unausgesungne wunderbare Kraft!

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Ins Land des Lichts hat oft auf schönen Schwingen

Dein Genius mich fortgerafft.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band4_043.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)