Seite:De Neue Thalia Band4 047.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.

Ein fühlend Herz und zarten Sinn gegeben:
Nur der kann über Pöbellust
Und niedre Freuden sich, der Glückliche, erheben:

240
Oft werden Schauer seine Brust

Im Mondenschein, im Sternenlicht durchbeben:
Er wird die Stimmen der Natur,
Der Mutter hohen Geist und großes Herz verstehen,
Den Frühling herrlicher durch die erwachte Flur,

245
Die Sonne segnender am Himmel wandeln sehen;

Im Wettersturm und in der Weste Wehen
Erkennen seiner Göttin Spur:
Ihm träuft Begeisterung von steiler Felsen Höhen,
Ihn schrökt zerrißner Himmel Aufruhr nicht;

250
In blizversengten Eichenwipfeln

Und in verbrannter Berge Gipfeln
Kennt er ihr liebend Angesicht.

Im Blumenthal, im bunten Schmelz der Aue,
Vom jungen Bienenvolk umschwirrt,

255
Durch das mäandrisch dort das stille Bächlein irrt,

Verweilt sein Auge gern, es schmelzt im Morgenthaue

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band4_047.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)