Seite:De Neue Thalia Band4 278.jpg

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.

und das ist gar ein köstlich Ding. Man beobachtet, man vergleicht; da und dort findet sich gleichwohl ein Zug, eine Miene, eine Wendung, die uns an jemand erinnert. Wahrhaftig, an ihn selbst! Man verwundert sich und kommt ein wenig näher, – und das ist das Letzte. Ein Wort giebt das andere: man spricht, man fragt, man unterrichtet sich, und ist erstaunt so viel Aehnliches zu finden; so viel Aehnliches! Das übrige giebt sich von selbst. Man wird einander gewohnt und vertrauter, und der Hahn hat gut krähen, bis wir uns an den erinnern, dem unser neue Freund so ähnlich sehen sollte.

Charlotte (lachend). Ich gestehe, Sie sind ein Meister. Sie mahlen nach dem Leben.

Moritz. Manchmahl ist es wohl auch der Contrast. Ihr Liebhaber hat schwarzes Haar: da fällt Ihnen einer auf, blond wie Gold. Man sehe nur, blond wie Gold! Moritz schwatzt und lacht, wie ein Unbesonnener; was gilt’s, ihr Wittheim ist ein Melancholicus?

Charlotte Nun, die Anwendung verbitte ich mir. So war es nicht gemeint.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band4_278.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)