Seite:De Neue vermischte Gedichte (Bandemer) 127.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

An den May.


Holder Schöpfer süßer Triebe,
Junger wonnereicher May!
Glück und Hoffnung und die Liebe
Sind in dir mir ungetreu.

5
Nie wird dieses Herz empfinden

Deiner Wonne Seligkeit:
Reiz und Jugend sah ich schwinden
Vor der uns bestimmten Zeit:

Denn der Gram gab ihnen Flügel;

10
Und sein Mehlthau traf das Herz.

Keiner weisen Stoa Zügel
Zähmt der Seele wilden Schmerz.

May, dein schönster Tag ist trübe,
Deinen Zephyr fühl’ ich nicht;

15
Weil der süße Trost der Liebe,

Mir, Unglückliche! gebricht.

Empfohlene Zitierweise:
Susanne von Bandemer: Neue vermischte Gedichte. Berlin, 1802, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_vermischte_Gedichte_(Bandemer)_127.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)