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Warum ward mir allein das Loos bey diesem Herzen –
Das in der Liebe nur sein beßres Daseyn fühlt –

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Daß es, verkannt, zerfleischt von namenlosen Schmerzen,

Die schöne Truggestalt für echte Wahrheit hielt?
Ach! lebt und webt ich nicht im Manne meiner Wahl?
Sah ich nicht jede Tugend keimen, wachsen, blühen
In seinem Herzen, nach dem Ideal

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Das ich mir selber schuf, den Knoten fest zu ziehen?

Und schnell zerstört der Bosheit Natterngift
Die schöne Schöpfung meiner Liebe.
Beschämt entsag’ ich jetzt auf ewig ihrem Triebe,
Da mich der Falschheit Schlangengeißel trifft.

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Sie ist’s nicht werth, was man hier Liebe nennet,
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Susanne von Bandemer: Neue vermischte Gedichte. Berlin, 1802, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_vermischte_Gedichte_(Bandemer)_142.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)