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Wenn auch schon in diesem Leben

Nicht zur Frucht die Blüthe reift.

Ο dann wird in Ungewittern
Und gedrückt von Misgeschick,
Sängerinn, dein Herz nicht zittern,

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Lächeln noch dein Feuerblick.

In des Sturmes grausem Wüthen
Hebet dich das Hochgefühl
Von der Tugend ew’gem Frieden
Und der Sturm wird dir ein Spiel.

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Meine Sappho, dich zu sehen

In des Unglücks öder Nacht;
Auf Leukades Felsen stehen,
Wo kein Stern der Hoffnung lacht!
Welch ein Schauspiel! – Aber beben

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Wird des Freundes Seele nicht;

Seh’ ich nicht den Kranz schon schweben,
Den die Tugend für dich flicht? –

Ach, vielleicht an fernen Seen,
Die ein Oberon dir zeigt,

Empfohlene Zitierweise:
Susanne von Bandemer: Neue vermischte Gedichte. Berlin, 1802, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_vermischte_Gedichte_(Bandemer)_200.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)