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Der mit seines Lilienstengels Wehen,

Mit des Bechers süßem Labetrank,
Und mit seines Hornes Zauberdrehen
Meine Leiden zu entfliehen zwang.

Aber das, was mir allein geblieben,

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Ist dies Herz, den Musen ewig treu;

Das selbst seinen bittern Feind zu lieben
Willig ist, von aller Rachsucht frey.
Das in meines Glückes Morgenröthe
Reine Wonne nur im Geben fand,

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Und für sich Genügsamkeit erflehte

Aus der Vorsicht väterlichen Hand.

Aber, wenn im dumpfen Schmerzgefühle
Dieser Blick voll Wehmuth um sich sieht,
Sieht, wie hier im prunkenden Gewühle

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Mir allein kein Freudenröschen blüht:

Wie hier Komus, Faunen und Satyren
Mit dem Bacchus und dem Gott der Lust
Lieblinge in Plutus Tempel führen –
Dann erbebt dies Herz in meiner Brust.

Empfohlene Zitierweise:
Susanne von Bandemer: Neue vermischte Gedichte. Berlin, 1802, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_vermischte_Gedichte_(Bandemer)_203.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)