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Wohl mir! sie hat mich nicht der Wirklichkeit entführet,
Weil sie den deutschen Mann so ganz realisiret,

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Den meine Schwärmerey sich schuf, den ich –

Schon völlig todt für dieses Erdenleben –
Nur geistig sah vor meinen Augen schweben,
Bis dieses Bild der bessern Wahrheit wich;
Nicht wahr? dieß alles wird den kleinen Zwist erneuen,

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Der meinem armen Kopf nur zu gefährlich ist;

Allein, mein theuerster Sophist,
Du wirst der Dichterinn die süßen Schwärmereyen
Für eine Wahrheit doch verzeihen:
So wahr du Philosoph und Staatsmann bist,

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Nie geht für meinen Ohren

Der Suada Zauberkraft verloren,
Die stets aus deinem Munde spricht.
Und dieß Gefühl ist wahrlich kein Gedicht.

Empfohlene Zitierweise:
Susanne von Bandemer: Neue vermischte Gedichte. Berlin, 1802, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_vermischte_Gedichte_(Bandemer)_219.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)