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Und, ach! kein Asyl geschenkt.
Darum sehn’ ich mich zu dir,
Kleiner Kirchhof, sey es mir.

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Dieses Herz, das man verkannte

Wird dann ewig ruhig seyn:
Was ich Lieb’ und Freundschaft nannte,
Werd’ ich nicht mehr Thränen weihn.
Holder Genius der Ruh’.

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Führ mich dieser Freystatt zu.


Wo bedeckt mit leichter Erde
Mancher biedre Landmann ruht,
Frey von drückender Beschwerde,
Und der Ärndte Tage Gluth;

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Dort wird mir auch ohne Stein,

Eine Zähre heilig seyn.

Die gedankenvoll und trübe
Mir verschwiegner Kummer weint.
Wo die Freundschaft und die Liebe

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Traurend um mich sich vereint;

Dann schwebt sanft mein Geist herab,
Segnend – liebend – um mein Grab.

Empfohlene Zitierweise:
Susanne von Bandemer: Neue vermischte Gedichte. Berlin, 1802, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_vermischte_Gedichte_(Bandemer)_230.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)