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D. a. Moor weint bitterlich. Mein Nahme! Mein ehrlicher Name!

Franz fällt ihm um den Hals. Schändlicher, dreimal schändlicher Karl! Ahndete mirs nicht, da er noch ein Knabe den Mädels so nachschlenderte[WS 1] mit Gaßenjungen und elendem Gesindel auf Wiesen und Bergen sich herumhezte, den Anblick der Kirche, wie ein Missethäter das Gefängniß, floh, und die Pfennige, die er euch abquälte dem ersten dem besten Bettler in den Hut warf, während daß wir daheim mit frommen Gebeten, und heiligen Predigtbüchern uns erbauten? – Ahndete mirs nicht da er die Abentheuer des Julius Cäsar und Alexander Magnus und anderer stockfinsterer Heyden lieber las als die Geschichte des bußfertigen Tobias? – Hundertmal hab ichs euch geweissagt, denn meine Liebe zu ihm war immer in den Schranken der kindlichen Pflicht, – der Junge wird uns alle noch in Elend und Schande stürzen! – O daß er Moors Nahmen nicht trüge! daß mein Herz nicht so warm für ihn schlüge! Die gottlose Liebe, die ich nicht vertilgen kann, wird mich noch einmal vor Gottes Richterstuhl anklagen.

D. a. Moor. Oh – meine Aussichten! Meine goldenen Träume!

Franz. Das weis ich wol. Das ist es ja was ich eben sagte. Der feurige Geist, der in dem Buben lodert, sagtet ihr immer, der ihn für jeden

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Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_005.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)