Seite:De Schiller Die Räuber 022.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

von der großen Hundsleiche vorerzehlen? ha! ich muß nur dein eigenes Bild wieder vor dich rufen, das wird Feuer in deine Adern blasen, wenn dich sonst nichts mehr begeistert. Weißt du noch wie die Herren vom Kollegio deiner Dogge das Bein hatten abschießen lassen, und du zur Revange liesest ein Fasten ausschreiben in der ganzen Stadt. Man schmollte über dein Rescript. Aber du nicht faul, läßest alles Fleisch aufkauffen in ganz L. daß in acht Stund kein Knoch mehr zu nagen ist in der ganzen Rundung, und die Fische anfangen im Preiße zu steigen. Magistrat und Bürgerschaft düßelten Rache. Wir Pursche frisch heraus zu siebzehn hundert, und du an der Spize, und Mezger, und Schneider und Krämer hinterher, und Wirth und Barbierer und alle Zünfte, und fluchen, Sturm zu lauffen wider die Stadt wenn man den Purschen ein Haar krümmen wollte. Da giengs aus, wie’s Schießen zu Hornberg, und mußten abziehen mit langer Nase. Du läßest Doktores kommen ein ganzes Koncilium, und botst drey Dukaten wer dem Hund ein Recept schreiben würde. Wir sorgten die Herren werden zuviel Ehr im Leib haben und Nein sagen und hattens schon verabredt sie zu forciren. Aber das war unnötig, die Herren schlugen sich um die drey Dukaten, und kams im Abstreich herab auf drei Bazen, in einer Stund sind zwölf Recepte geschrieben, daß das Thier auch bald drauf verreckte.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_022.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)