Seite:De Schiller Die Räuber 035.jpg

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Unsterblichkeit! Seht arme Schluker! Auch so weit mus man hinausdenken! Auch auf den Nachruhm, das süsse Gefühl von Unvergeßlichkeit –

Roller. Und oben an in der Liste der ehrlichen Leute! Du bist ein Meister-Redner, Spiegelberg, Wenns drauf ankommt, aus einem ehrlichen Mann einen Hollunken zu machen – Aber sag doch einer, wo der Moor bleibt? –

Spiegelberg. Ehrlich, sagst du? Meynst du, du seyst nachher weniger ehrlich, als du izt bist? Was heist du ehrlich? Reichen Filzen ein Drittheil ihrer Sorgen vom Hals schaffen, die ihnen nur den goldnen Schlaf verscheuchen, das stockende Geld in Umlauf bringen, das Gleichgewicht der Güter wieder herstellen, mit einem Wort, das goldne Alter wieder zurükrufen, dem lieben Gott von manchem lästigen Kostgänger helfen, ihm Krieg, Pestilenz, theure Zeit und Dokters ersparen – siehst du, das heis ich ehrlich seyn, das heis ich ein würdiges Werkzeug in der Hand der Vorsehung abgeben, – und so bey jedem Braten den man ißt, den schmeichelhaften Gedanken zu haben; den haben dir deine Finten, dein Löwenmuth, deine Nachtwachen erworben – von groß und klein respektirt zu werden –

Roller. Und endlich gar bey lebendigem Leibe gen Himmel fahren, und truz Sturm und Wind, truz dem gefrässigen Magen der alten Urahne Zeit

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Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_035.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)