Seite:De Schiller Die Räuber 046.jpg

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haben – nicht wahr, Amalia? nicht die Kostbarkeit des Diamants, nicht die Kunst des Gepräges – die Liebe macht seinen Werth aus – Liebstes Kind, du weinest? wehe über den, der diese köstliche Tropfen aus so himmlischen Augen preßt – ach, und wenn du erst alles wüßtest, ihn selbst sähest, ihn unter der Gestalt sähest? –

Amalia. Ungeheuer! wie, unter welcher Gestalt?

Franz. Stille, stille, gute Seele, frage mich nicht aus! Wie vor sich, aber laut. Wenn es doch wenigstens nur einen Schleyer hätte, das garstige Laster, sich dem Auge der Welt zu entstehlen! aber da blickts schrecklich durch den gelben bleyfarbenen Augenring; – da verräth sichs im todenblassen eingefallenen Gesicht, und dreht die Knochen heßlich hervor – da stammelts in der halben verstümmelten Stimme – da predigts fürchterlich laut vom zitternden hinschwankenden Gerippe – da durchwühlt es der Knochen innerstes Mark, und bricht die mannhafte Stärke der Jugend – da, da sprizt es den eitrichten fressenden Schaum aus Stirn und Wangen und Mund, und der ganzen Fläche des Leibes zum scheußlichen Aussaz hervor, und nistet abscheulich in den Gruben der viehischen Schande – pfui, pfui! mir eckelt. Nasen, Augen, Ohren schütteln sich – du hast jenen Elenden gesehen, Amalia, der in unserem Siechenhause

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Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_046.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)