Seite:De Schiller Die Räuber 054.jpg

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– Wer sollte nicht auch hier seine Flügel versuchen?

Und wie ich nun werde zu Werk gehen müssen, diese süsse friedliche Eintracht der Seele mit ihrem Leibe zu stören? Welche Gattung von Empfindnissen ich werde wählen müssen? Welche wohl den Flor des Lebens am grimmigsten anfeinden? Zorn? – dieser heißhungrige Wolf frißt sich zu schnell satt – Sorge? – Dieser Wurm nagt mir zu langsam – Gram? – diese Natter schleicht mir zu träge – Furcht? – die Hofnung läßt sie nicht umgreiffen – was? Sind das all die Henker des Menschen? – Ist das Arsenal des Todes so bald erschöft? – tiefsinnend. Wie? – Nun? – Was? Nein! – Ha! auffahrend. Schrek! – Was kann der Schreck nicht? – Was kann Vernunft, Religion wider dieses Giganten eißkalte Umarmung? – Und doch? – Wenn er auch diesem Sturm stünde? – Wenn er? – O so komme du mir zu Hülffe Jammer, und du Reue, höllische Eumenide, grabende Schlange, die ihren Fraß wiederkäut, und ihren eigenen Koth wiederfrißt; ewige Zerstörinnen und ewige Schöpferinnen eures Giftes, und du heulende Selbstverklagung die du dein eigen Hauß verwüstest, und deine eigene Mutter verwundest – Und kommt auch ihr mir zu Hülffe wohlthätige Grazien selbst, sanftlächelnde Vergangenheit, und du mit dem überquellenden Füllhorn

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Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_054.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)