Seite:De Schiller Die Räuber 073.jpg

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Lippen! Er wird mir lächeln, sagst du? Vergeben? du must bey mir bleiben, Geliebte meines Karls, wenn ich sterbe.

Amalia. Sterben ist Flug in seine Arme. Wohl euch! Ihr seyd zu beneiden. Warum sind diese Gebeine nicht mürb? Warum diese Haare nicht grau? Wehe über die Kräffte der Jugend! Willkommen, du markloses Alter! näher gelegen dem Himmel und meinem Karl!

Franz tritt auf.

D. a. Moor. Trit her, mein Sohn! Vergib mir, wenn ich vorhin zu hart gegen dich war! ich vergebe dir alles. Ich möchte so gern im Frieden den Geist aufgeben.

Franz. Habt ihr genug um euren Sohn geweint? so viel ich sehe, habt ihr nur einen.

D. a. Moor. Jakob hatte der Söhne zwölf, aber um seinen Joseph hat er blutige Thränen geweint.

Franz. Hum!

D. a. Moor. Geh, nimm die Bibel, meine Tochter, und lies mir die Geschichte Jakobs und Josephs! Sie hat mich immer so gerührt, und damals bin ich noch nicht Jakob gewesen.

Amalia. Welches soll ich euch lesen? nimmt die Bibel und blättert.

D. a. Moor. Lis mir den Jammer des verlassenen, als er ihn nimmer unter seinen Kindern

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Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_073.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)