Seite:De Schiller Die Räuber 130.jpg

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Kosinsky. Blut, Blut – höre nur weiter! Blut, sag ich dir, wird deine ganze Seele füllen. Sie war bürgerlicher Geburt, eine Deutsche – aber ihr Anblick schmelzte die Vorurtheile des Adels hinweg. Mit der schüchternsten Bescheidenheit nahm sie den Trauring von meiner Hand, und übermorgen sollte ich meine Amalia vor den Altar führen.

Moor. Steht schnell auf.

Kosinsky. Mitten im Taumel der auf mich wartenden Seligkeit, unter den Zurüstungen zur Vermählung – werd ich durch einen Expressen nach Hof citirt. Ich stellte mich. Man zeigte mir Briefe, die ich geschrieben haben sollte, voll verrätherischen Innhalts. Ich erröthete über der Bosheit – man nahm mir den Degen ab, warf mich ins Gefängniß, alle meine Sinnen waren hinweg.

Schweizer. Und unterdessen – nur weiter! ich rieche den Braten schon.

Kosinsky. Hier lag ich einen Monath lang, und wußte nicht, wie mir geschah. Mir bangte für meine Amalia, die meines Schicksals wegen jede Minute einen Tod würde zu leiden haben. Endlich erschien der erste Minister des Hofes, wünschte mir zur Entdeckung meiner Unschuld Glück, mit zuckersüssen Worten, ließt mir den Brief der Freyheit vor, gibt mir meinen Degen

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Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_130.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)