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noch – hinten am Schloßhof – und wir sprengen davon!


Vierte Scene.
Im Garten.
Amalia.


Du weinst, Amalia? – und das sprach er mit einer Stimme! mit einer Stimme – mir wars, als ob die Natur sich verjüngete – die genossenen Lenze der Liebe dämmerten auf mit der Stimme! Die Nachtigall schlug wie damals – die Blumen hauchten wie damals – und ich lag Wonne berauscht an seinem Hals – Ha falsches treuloses Herz! Wie du deinen Meineid beschönigen willst! Nein, nein, weg aus meiner Seele, du Frevel-Bild! – ich hab meinen Eid nicht gebrochen, du einziger! Weg aus meiner Seele, ihr verrätherischen gottlosen Wünsche! im Herzen, wo Karl herrscht, darf kein Erdensohn nisten. – Aber warum meine Seele, so immer, so wider Willen nach diesem Fremdling? Hängt er sich nicht so hart an das Bild meines einzigen? Ist er nicht der ewige Begleiter meines einzigen? Du weinst Amalia? – Ha ich will ihn fliehen! – fliehen! – Nimmer sehen soll mein Aug diesen Fremdling!

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_156.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)