Seite:De Schiller Die Räuber 160.jpg

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wenn ich ein Todschläger wäre? wie mein Fräulein? wenn ihr Geliebter ihnen für jeden Kuß einen Mord aufzählen könnte? wehe meiner Amalia! Sie ist ein unglückliches Mädchen.

Amalia froh aufhüpfend. Ha! wie bin ich ein glükliches Mädgen! Mein einziger ist Nachstrahl der Gottheit, und die Gottheit ist Huld und Erbarmen! Nicht eine Fliege konnt er leiden sehen – Seine Seele ist so fern von einem blutigen Gedanken, als fern der Mittag von der Mitternacht ist.

Moor kehrt sich schnell ab, in ein Gebüsch, blikt starr in die Gegend.

Amalia singt und spielt auf der Laute.

Willst dich Hektor ewig mir entreissen,
Wo des Anaciden mordend Eisen
Dem Patroklus schröklich Opfer bringt?
Wer wird künftig deinen Kleinen lehren,
Speere werfen und die Götter ehren,
Wenn hinunter dich der Xanthus schlingt?

Moor nimmt die Laute stillschweigend und spielt.

Theures Weib, geh, hol die Todeslanze! –
Laß – mich fort – zum wilden Kriegestanze –


Er wirft die Laute weg, und flieht davon.
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Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_160.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)