Seite:De Schiller Die Räuber 170.jpg

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Wo ein Brutus lebt muß Cesar sterben,
 Geh du linkswärts, laß mich rechtswärts gehn.

Er legt die Laute hin, geht tiefdenkend auf und nieder.

Wer mir Bürge wäre? – – Es ist alles so finster – verworrene Labyrinthe – kein Ausgang – kein leitendes Gestirn – wenns aus wäre mit diesem lezten Odemzug – Aus wie ein schaales Marionetenspiel – Aber wofür der heise Hunger nach Glückseligkeit? Wofür das Ideal einer unerreichten Vollkommenheit? Das Hinausschieben unvollendeter Plane? – wenn der armselige Druk dieses armseligen Dings Die Pistole vors Gesicht haltend. den Weisen dem Thoren – den Feigen dem Tapfern – den Edlen dem Schelmen gleich macht? – Es ist doch eine so göttliche Harmonie in der seelenlosen Natur, warum sollte dieser Mißklang in der vernünfftigen seyn? – Nein! Nein! es ist etwas mehr, denn ich bin noch nicht glüklich gewesen.

Glaubt ihr, ich werde zittern? Geister meiner Erwürgten! ich werde nicht zittern. Heftig zitternd. – Euer banges Sterbegewinsel – euer schwarzgewürgtes Gesicht – eure fürchterlich klaffenden Wunden sind ja nur Glieder einer unzerbrechlichen Kette des Schicksals, und hängen zulezt an meinen Feyerabenden, an den Launen meiner Armen und Hofmeister, am Temperament meines Vaters,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_170.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)