Seite:De Schiller Die Räuber 172.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

verworrene Bild des allgemeinen Elends zu zergliedern. – Oder willst du mich durch immer neue Geburten und immer neue Schaupläze des Elends von Stufe zu Stufe – zur Vernichtung – führen? Kann ich nicht die Lebensfäden, die mir jenseits gewoben sind so leicht zerreissen wie diesen? – Du kannst mich zu nichts machen – Diese Freyheit kannst du mir nicht nehmen Er lädt die Pistole. Plözlich hält er inn. Und soll ich für Furcht eines qualvollen Lebens sterben? – Soll ich dem Elend den Sieg über mich einräumen? – Nein! ich wills dulden Er wirft die Pistole weg. Die Qual erlahme an meinem Stolz! Ich wills vollenden.

Es wird immer Finstrer.
Herrmann. Der durch den Wald kommt.

Horch! Horch! grausig heulet der Kauz – zwölf schlägts drüben im Dorf – wohl, wohl – das Bubenstük schläft – in dieser Wilde kein Lauscher. Trit an das Schloß und pocht. Komm herauf, Jammermann, Thurmbewohner! – Deine Mahlzeit ist bereitet.

Moor Sachte zurüktretend. Was soll das bedeuten?

Eine Stimme aus dem Schloß. Wer pocht da? He? Bist dus Herrmann mein Rabe?

Herrmann. Bins Herrmann, dein Rabe. Steig herauf ans Gitter und iß. Eulen schreyen. Fürchterlich

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_172.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)